Woher kommt der Begriff Muskelkater?

Was ist Muskelkater?

Schaut man in einem Wörterbuch oder einer Enzyklopädie nach, wird man eine eher abstrakte Erklärung finden. Bei Muskelkater handele es sich um Schmerzen, die nach einer ungewohnten sportlichen Anstrengung aufgrund feinster Risse im Muskelgewebe auftreten. Wenn man nun tiefer schürft und weitere Erklärungen sucht, wird es seltsam. Denn so ganz ist noch nicht geklärt, wie der Muskelschmerz nach dem Training überhaupt zustande kommt.

Eine Überbelastung, ist hin und wieder zu lesen, mag dahinterstecken. Oder, so liest man an anderer Stelle, die Muskulatur sei „kalt“ gewesen. Aufwärmen und Dehnen vor dem Sport galt lange Zeit als wirksames Mittel, um die Schmerzen in der Muskulatur zu verhindern. Aber auch das ist überholt, denn bislang fehlt der Nachweis, dass Aufwärmen und Dehnen tatsächlich sinnvoll sind.

Aber was ist Muskelkater denn nun? Verkaterte Muskeln sind tatsächlich erst einmal schmerzende Muskeln. Der Schmerz kommt durch Verletzungen zustande. Es sind wirklich kleine Risse in den Muskelfasern, die verschiedene Körperstellen bei jeder Bewegung schmerzen lassen. Früher sagte man, dass sich in der Muskulatur beim Sport Milchsäure als Abbauprodukt des beim Sport erhöhten Stoffwechsels bilden würde. Den Schmerz erklärte man sich damit, dass die Säure in den verletzten Fasern ein Brennen hervorrufen würde.

Das ist aber inzwischen als Unfug entlarvt, mit Milchsäure hat der Schmerz nach intensivem Training nichts zu tun. Und mit Katzentieren auch nicht.

 

Woher kommt eigentlich der Begriff?

MUSKELKATER SchriftzugDen Kater nach zu viel Alkohol kennt jeder: Helles Licht schmerzt in den Augen, der Kopf dröhnt bei jeder noch so kleinen Bewegung, und jedes Geräusch verursacht Schmerzblitze hinter den Schläfen. Allein der Gedanke an Essen erzeugt Brechreiz, und irgendwie scheint der Türrahmen nicht mehr weit genug, um den dicken Schädel ins nächste Zimmer zu bewegen… Ein Kater ist schlimm. Richtig schlimm sogar. Aber er gehört definitiv nicht zur Familie der Felidae.

Es handelt sich dabei vielmehr um eine volksmundliche Verballhornung der Bezeichnung Katarrh. Der Katarrh ist eigentlich eine Entzündung. Meist sind die Schleimhäute betroffen, die in der Folge ein klebriges, mehr oder weniger flüssiges Sekret absondern. Der Kater nach zu viel Alkohol stammt aus der studentischen Umgebung und bezog sich ursprünglich nicht nur auf die eingeschränkte Leistungsfähigkeit und eingeschränktes körperliches Wohlbefinden nach Alkoholkonsum, sondern tatsächlich auch auf das Erbrechen. Komplett nachvollziehen kann man das aber heute wohl nicht mehr.

Der Katarrh, der Muskulatur nach dem Training, ist also erst einmal eine entzündliche Reaktion. Die ist bei feinsten Verletzungen ganz normal. Als Beispiel mag der sogenannte „Papierschnitt“ dienen: Wer sich schon einmal die Haut an der Kante eines Blattes Papier aufgeritzt hat, kennt es. Der haarfeine Schnitt ist kaum sichtbar, fängt aber nach ein paar Stunden an zu pochen. Danach rötet sich die Haut in der Umgebung, die Körperstelle wird großflächig druckempfindlich und sehr heiß.

 

Sportmedizinisch korrekte Erklärung

Wer es ganz genau wissen will, kann beim Wissenschaftsmagazin Spektrum nachlesen. Hier ist zu lesen, wie genau der Muskelkater entsteht, dass es sich bei der einen Bezeichnung um ganz verschiedene Arten von Verletzungen handelt, und wie so ein Muskel überhaupt aufgebaut ist. Die Erklärung ist wirklich detailreich und gut verständlich. Wir lesen da also:

1. Der Muskel ist innen aus einzelnen Faserbündeln aufgebaut, die wiederum aus Fasern bestehen. Diese Fasern bestehen aus Fibrillen. Die kleinste Einheit bildet ein Sarkomer. Das besteht in seinem Inneren aus fadenförmigen Proteinen (Myosin und Aktin). Bewegt sich nun dieses fadenförmige Protein, kontrahiert der Muskel. Oder zumindest der kleine Teil, der aus diesem einen Sarkomer besteht. Viele zusammen sorgen für Kontraktionen in Faserbündeln, viele Muskelbündel zusammen machen den Muskel aus. Ein Sarkomer wird jeweils von Z-Scheiben begrenzt.

2. Bei Belastungen wird zwischen konzentrischen, isometrischen und exzentrischen unterschieden. Eine konzentrische Belastung ist beispielsweise das Hochheben eins Gewichts. So eine Belastung verkürzt den Muskel. Wird das Gewicht aber statisch über dem Kopf gehalten, ist das eine isometrische Belastung, denn der Muskel verkürzt die Länge nicht. Wird das Gewicht abgesenkt, ist das eine exzentrische Belastung, der Muskel wird unter Anspannung gedehnt. Und diese exzentrische Belastung verursacht den Muskelkater, erklärt der Sportmediziner Jürgen Steinacker von der Uniklinik Ulm. Der Grund für die feinen Risse in den Fasern sei eine Dehnung gegen den Widerstand im angespannten Zustand.

3. Muskelkater Typ 1 besteht aus Mikrotraumen, also kleinen Bruchstücken, die herumfliegen und ein lokales Zusammenbrechen des Stoffwechsels im Muskel verursachen. Einfließendes Wasser lässt den Muskel anschwellen, er ist verhärtet. Dieser Muskelschmerz ist einige Stunden nach dem Training erst spürbar. Um die Bruchstellen zu reparieren, wandern Fresszellen (Makrophagen) zu den beschädigten Teilen, sammeln sie ein, verdauen sie, spülen Entzündungsstoffe aus und bauen neue Teile auf. Muskelschmerz ist in diesem Fall ein Heilungsprozess.

4. Muskelkater Typ 2 betrifft Menschen, die extreme Dauerbelastungen aushalten, Marathonläufer also beispielsweise. Die Energiereserven im Muskel erschöpfen sich bei der Dauerbelastung, der Stoffwechsel kommt zum Erliegen, und Zerstörung, Tod und Neuaufbau von Zellteilung sind die Folgen. Hier sind allerdings nicht die Stützstrukturen der Zellen betroffen, sondern die Mitochondrien, Zellmembranen und das sarkoplasmatische Retikulum.

 

Was hilft gegen Muskelkater?

Zeit. Die Antwort ist ganz einfach. Der Körper braucht schlicht Zeit, um zu heilen. Unterstützen kann man den Prozess mit Wärme und leichter Bewegung, denn beides regt die Durchblutung an. Eine bessere Durchblutung sorgt dafür, dass Nährstoffe schnell und in höherer Dichte zu den verletzten Stellen transportiert werden. Der Stoffwechsel wird beschleunigt, und den Rest kann dann wirklich nur noch die Zeit erledigen.

 

Fazit

Verkaterte Muskeln bringen niemanden um, sind aber auch nicht der schnellste Weg des Muskelaufbaus.

Ein Katarrh in der Muskulatur ist schmerzhaft, und er hilft nicht beim Aufbau. Es bleiben zwar nach der Reparatur keine Narben im Gewebe zurück, und der Körper sorgt dafür, dass der Muskel bei der nächsten gleichwertigen Belastung keine Schäden mehr davonträgt. Ein gleichmäßiges Training, das ohne Muskelkater auskommt, ist aber immer besser.