Zur Verhütung von Muskelkater existieren unzählige Prophylaxe-Tipps. Die wenigsten Methoden sind ausreichend evaluiert worden und viele vermeintliche Patentrezepte hielten einer wissenschaftlichen Untersuchung nicht stand.
Die Cochrane Organisation ist ein internationales, unabhängiges Netzwerk von Wissenschaftlern, Ärzten und Fachleuten aus dem Gesundheitssektor. Cochrane überprüft Therapien und erstellt, frei von Interessenskonflikten, verlässliche Gesundheitsinformationen.
Für einen Cochrane-Review haben britische Forscher eine Methode begutachtet, die im Profisport angewandt wird und sich im Kreis von Amateursportlern wachsender Beliebtheit erfreut: das Kaltwasserbad gegen Muskelkater.
Hierfür steigen die Athleten unmittelbar nach der sportlichen Anstrengung in ein Becken, dessen Wassertemperatur maximal 15 Grad Celsius beträgt. Angelehnt an die Behandlung einer Weichteilverletzung soll die Kälte Entzündungen hemmen und Schmerzen lindern.
Bis jetzt existiert kein etabliertes Rezept, wie das Kaltwasserbad am vorteilhaftesten anzuwenden ist. Ein Teil der Sportler bevorzugt die Kältetherapie in Intervallen: Drei kurze einminütige Bäder in 5 Grad kaltem Wasser wechseln sich mit Pausen von jeweils einer Minute ab. Andere Athleten baden durchgehend 15 Minuten bei 15 Grad Wassertemperatur.
Die Wissenschaftler haben im Auftrag von Cochrane 17 Studien mit 366 Teilnehmern ausfindig gemacht und die Kaltwasseranwendungen mit „Nichtstun“ und anderen Maßnahmen gegen Muskelkater verglichen.
Ein Großteil der Probanden war untrainiert und der Muskelkater vorprogrammiert. Unter kontrollierten Bedingungen absolvierten die Studienteilnehmer ein Sportprogramm, das einzelne Muskeln und ganze Muskelgruppen beanspruchte. Acht Studien verordneten den Testpersonen intensives Radfahren und Joggen. Im Anschluss an das Training badeten 75 % der Studienteilnehmer in 10-15 Grad „warmem“ Wasser, das restliche Viertel bevorzugte das Bad im kälteren Becken.
Die Ergebnisse waren ernüchternd. Im Vergleich von Kältebad mit Ausruhen nach der Anstrengung konnten die Wissenschaftler in 14 Studien Pluspunkte für das Kaltwasserbad testieren. In der Befragung äußerte die Mehrzahl der Testpersonen, dass sie sich nach dem Bad im kalten Wasser schneller erholt fühlte.
Objektive Messungen, zum Beispiel der Muskelspannung und Muskelstärke sowie der Konzentration von Biomarkern, zeigten keine merklichen Unterschiede zwischen Ruhepause und Kaltwasserbad.
Fünf Studien befassten sich mit der Wirkung von Kaltwasser- im Vergleich zu Wechselbädern. In diesen Studien waren weder subjektiv noch objektiv Unterschiede in der Regenerationsdauer feststellbar. Einige Personen fühlten sich im Kaltwasserbad schneller erholt als im warmen Wasser.
Ähnlich fiel der Vergleich vom Kaltwasserbad mit Kompressen, gymnastischen Übungen und anderen konventionellen Maßnahmen aus. Die Wissenschaftler konnten bisher noch keine nennenswerten Unterschiede feststellen.